Die Bühne Zellerndorf ist eine Amateurbühne im Nordwesten des niederösterreichischen Weinviertels. Seit mehr als dreißig Jahren wird alljährlich ein Stück einstudiert und im Pfarrsaal der Marktgemeinde Zellerndorf aufgeführt. Die Zellerndorfer Bühne war viele Jahre als Pfarrgruppe organisiert und ist seit August 2018 ein gemeinnütziger Verein, personell mit einem Ensembletheater vergleichbar. Geboten werden Komödien, die Ensemblemitglieder wirken ehrenamtlich und kommen aus der Ortsbevölkerung oder der näheren Umgebung.
Die Entstehung der Zellerndorfer Bühne begann in den 70er und frühen 80er Jahren, als im Pfarrsaal der Pfarre Zellerndorf gelegentlich Theateraufführungen stattfanden, die vorwiegend von der Zellerndorfer Jugend getragen waren. Gegen Ende der 80er Jahre formierte sich dann allmählich, sicher auch vom Zuspruch ihres Publikums getragen, die Theatergruppe der Pfarre Zellerndorf. Sie widmete sich zunächst ausschließlich dem gehobenen bäuerlichen Lustspiel. In den Besetzungslisten findet man schon damals Schauspieler und Schauspielerinnen, die auch heute noch auftreten. Regie führte damals der Pfarrer von Zellerndorf Prälat Franz Mantler. Schon damals wurde, trotz des großen persönlichen Aufwandes der Mitwirkenden bei der Einstudierung neuer Stücke, kein Repertoiretheater angeboten, man begnügt sich, wie bei fast allen Pulkautaler Laientheatern üblich, mit der Einstudierung eines Stückes pro Jahr und gibt dieses mehrere Male in der Faschingszeit.
Ab dem Jahr 1990 versucht die Gruppe, die in den nächsten Jahren als Theatergruppe Zellerndorf auftreten wird, erstmals ein anderes Genre: die Komödie. Unter großem organisatorischem und persönlichem Aufwand des Ensembles wird auf der, im Grunde viel zu kleinen Pfarrsaalbühne, Pension Schöller inszeniert und mit großem Erfolg insgesamt achtmal im ausverkauften Pfarrsaal gespielt. Die zum Teil nicht unbeträchtlichen Einnahmen aus den Vorstellungen – die Schauspieler agieren schon damals selbstverständlich honorarfrei – werden schon in dieser Zeit zur Unterstützung Bedürftiger und die Instandhaltung der Pfarranlagen verwendet.
Im Jahr 1996 wird außerdem erstmals ein Stück außerhalb der gewöhnlichen Spielzeit der Bühne wiederaufgenommen und außerhalb von Zellerndorf präsentiert. Auf Einladung des Sozialhilfevereins wird am 28. April 1996 Möglich ist alles im Pfarrsaal Hadres gespielt.
Im zehnten Jahr ihres Bestehens sollte etwas Besonderes geboten werden. Nach langem Überlegen entschied man sich für die Josefstadtfassung der Komödie Charley’s Tante, deren Inszenierung sich allerdings als besonders aufwändig herausstellte. Für die Ausstattung wurde erstmals ein Kostümverleih zugezogen. Die Mühe scheint sich gelohnt zu haben. Die Zellerndorfer Bühne, unter diesem Namen tritt das Theater nun in Erscheinung, ist auf eine ganze Reihe guter Kritiken in der Lokalpresse stolz und hat auch in diesem Jahr eine Einladung zu einem Gastspiel in Haugsdorf angenommen.
Im Frühjahr 1997 übernimmt Maria Graf die Leitung der Bühne, und sie steht damit in ihrer Funktion, die wohl am ehesten mit der einer Intendantin vergleichbar ist, dem künstlerischen Leiter und Regisseur aller bisherigen Produktionen Dechant Franz Mantler zur Seite. Dieser organisatorische Professionalisierungsschritt wird schon in der nächsten Spielsaison spürbar. Die Probenarbeit zur Komödie Der keusche Lebemann erfolgt erstmals in Form von Einzel- und Szenenproben, was sicherlich dafür ausschlaggebend war, dass diese verhältnismäßig schwierige Komödie, in gefälliger Weise geboten werden konnte und Einladungen nach Haugsdorf und Karlsdorf folgten.
Im Jahr 1999 überrascht der Dorferneuerungsverein Karlsdorf-Pfaffendorf, der in seinem neu errichteten Dorfhaus der Zellerndorfer Bühne eine eigens angefertigte Bühnenkonstruktion für Gastspiele zur Verfügung stellt. Es ist in den nächsten Jahren selbstverständlich, die Stücke nach dem Ende der Spielsaison in Zellerndorf auch noch an einem Wochenende in Karlsdorf zu geben.
In den nächsten Jahren gelingt es, die Qualität der Aufführungen weiter zu steigern, obwohl das Ensemble immer wieder relativ starken Wechseln unterliegt. Gerade in den letzten Jahren werden die Aufführungen der Bühne Zellerndorf von Publikum und Lokalpresse mit sehr guten Kritiken bedacht und die Ankündigungen neuer Stücke schaffen es mehrfach auf die Titelseiten der Presse.
Etwas Besonderes sollte im Jahr 2017 als 30. Stück geboten werden. Zur Aufführung kam die Komödie Otello darf nicht platzen von Ken Ludwig, die vielen unserer Gäste aus den Wiener Kammerspielen in Topbesetzung bekannt war. Eine ganz besondere Herausforderung gab es dabei für unsere Bühnenbildner, galt es doch bei einer Bühnenbreite von 4 Metern eine Hotelsuite mit angrenzendem Schlafzimmer umzusetzen, was nur durch Anfertigung eines Maßbetts gelang.
Wesentliche Änderungen wurden dann im Jahr 2018 umgesetzt: Da es geboten schien, einerseits die internen Abläufe zu straffen und anderseits die Beziehung zur Pfarre Zellerndorf rechtlich sauber zu ordnen, wurde im Spätsommer der gemeinnützige Verein Bühne Zellerndorf gegründet, wobei Förderungen im Bereich des Pfarrverbands Zellerndorf weiterhin bezweckt werden.
Außerdem wurde in Abstimmung mit der Pfarre eine professionelle Bühnenbeleuchtung für den Pfarrsaal angeschafft, die es ermöglicht, Szenen durch individuelle Lichtstimmungen zu unterstützen.
Einen wesentlichen Einschnitt für die Bühne brachte die Covid-19-Pandemie, die in den Jahren 2020 bis 2022 als Folge von Lockdowns zu einem weitgehenden Herunterfahren der österreichischen Kulturszene führte. Zwar konnte im Februar 2020, noch kurz vor dem ersten Lockdown, ein Stück aufgeführt werden, im Jahr 2021 waren aber Theateraufführungen untersagt. Erst im Frühjahr 2022 war es wieder möglich, ein Stück zur Aufführung zu bringen, wenn es auch pandemiebedingt zu einem geringeren Besucherinteresse kam.
Schlussendlich darf nicht vergessen werden, dass seit dem Bestehen der Bühne nicht unbeträchtliche Mittel eingespielt werden konnten, mit denen nicht nur die Pfarre Zellerndorf selbst, sondern auch in Not geratene Familien sowie zahlreiche Sozialprojekte, wie etwa die Caritas, die Mission in Ecuador oder das Kinderspital in Bethlehem, unterstützt werden konnten.